Monokultur: Ökologische und wirtschaftliche Risiken

Monokultur: Ökologische und wirtschaftliche Risiken
Monokultur: Ökologische und wirtschaftliche Risiken
 
Traditionell wurde der Fruchtfolge in der Landwirtschaft eine große Bedeutung beigemessen. Dies resultierte aus den praktischen Erfahrungen der Landwirte in den gemäßigten Breiten. Mit der fortschreitenden Entwicklung von technischen und chemischen Hilfsmitteln sowie neuen Sorten und der Effizienzsteigerung durch Arbeitsteilung kristallisierte sich im Lauf der Zeit jedoch die Monokultur als Alternative zur herkömmlichen Polykultur heraus. Sie ist gekennzeichnet durch das Vorherrschen einer bestimmten Bodennutzung in reinen Beständen auf überwiegend großflächigen Feldern, ohne dass dabei die Kulturpflanzen gewechselt werden. Solche Monokulturen sind sowohl im Feldbau als auch in der Forstwirtschaft üblich.
 
 Wirtschaftliche Vorteile einer Monokultur
 
Die praktizierte Monokultur ist nicht in jedem Fall gleichzusetzen mit einer Betriebsspezialisierung, doch stellt sie aus ökonomischer Sicht deren Idealfall dar. Denn aus einzelbetrieblicher Perspektive liegen die Vorteile der Spezialisierung auf möglichst wenige Produkte durchaus auf der Hand: Der hoch spezialisierte Betrieb stellt organisatorisch geringere Anforderungen an den Betriebsleiter, Kenntnisse können effektiver eingebracht, Investitionen für Maschinen und Ausrüstungen optimiert und Arbeitskräfte produktiver eingesetzt werden als bei Bewirtschaftung mit Fruchtwechsel. Zudem können vornehmlich jene landwirtschaftlichen Produkte angebaut werden, deren Vermarktung größte Gewinne bringt, und im Falle von Plantagen bietet die Monokultur darüber hinaus Flächenvorteile. So ging mit der Spezialisierung der Landwirtschaftsbetriebe nicht von ungefähr ein Trend zur Konzentration einher, der mit einer Vergrößerung der jeweiligen Betriebsfläche sowie einer starken Abnahme des landwirtschaftlichen Arbeitsplatzangebots verbunden war. Die Arbeitskräfte sind zunehmend durch Kapital substituiert worden, was bei einem hohen Lohnniveau und gleichzeitig relativ niedrigen Maschinenkosten ökonomisch sinnvoll ist.
 
Daneben haben marktpolitische Maßnahmen Auswirkungen auf die Produktionsweise der Landwirte. So richten die Landwirte der Europäischen Union ihren Anbau zeitweise in besonderem Maße auf die preisbegünstigten Marktordnungsprodukte, auf Getreide und Zuckerrüben, aus: Während beispielsweise in der Bundesrepublik Deutschland Anfang der 1950er-Jahre nur knapp 60 Prozent der Ackerfläche für den Anbau von Getreide und Zuckerrüben genutzt wurden, waren es 30 Jahre später schon 75 Prozent.
 
Die zeitweise sehr niedrigen Preise von Erdöl und dessen Folgeprodukten taten ein Übriges, um die Betriebsspezialisierungen zu begünstigen, die selbst von den zwischenzeitlichen Preisschüben bei Stickstoff-, Phosphat- und Kalidünger kaum gestoppt worden sind. Die künstliche Düngung ersetzte vielmehr zunehmend den ehedem durch Fruchtwechsel gewährleisteten Nährstoffausgleich zwischen Stickstoff zehrenden und Stickstoff mehrenden Kulturpflanzen, zwischen kalianspruchslosen und kalihungrigen sowie Kalk fliehenden und Kalk liebenden Feldfrüchten. Müssen für Pflanzungen in der unter Umständen ertragslosen oder ertragsarmen Jugendperiode hohe Anfangsinvestitionen erbracht werden, so ist der fortdauernde Anbau derselben Frucht sinnvoll, da sich die Kosten erst bei allmählich ansteigender Leistung amortisieren. Bei der Ölpalme tritt eine Kostendeckung nach etwa vierjähriger, bei Kautschuk bei sechsjähriger und bei Kakao bei etwa achtjähriger Pflanzung ein.
 
 Räumliche Zuordnung typischer Monokulturen
 
In Mitteleuropa sind Monokulturen selten und nur etwa als reine Wein- oder Obstbaubetriebe sowie reine Grünlandbetriebe zu finden. In Deutschland sind sie bestenfalls typisch für Regionen, in denen Flurbereinigungen in großem Ausmaß durchgeführt wurden, was besonders in den landwirtschaftlichen Gunsträumen der Fall gewesen ist. Die Flurbereinigungen haben die heutige Kulturlandschaft insofern geprägt, als diese manchmal großflächig durch Monokulturen und eine weitgehende Verarmung der ursprünglichen Naturlandschaft gekennzeichnet ist.
 
In den Subtropen und Tropen sind Monokulturbetriebe zahlreicher verbreitet und wirtschaftlich bedeutender. So wird in wichtigen Gebieten des kontinentalgemäßigten bis subtropischen Klimas Baumwolle bei stark konzentriertem Anbau vielfach annähernd in Monokulturen produziert. Ihr kommt als Cash Crop besondere Bedeutung zu, wurden doch in den vergangenen Jahren beispielsweise bis zu 70 % der Gesamtexporterlöse des Tschad, 52 % der Exporte des Sudan, 28 % der ägyptischen und immerhin noch 22 % der türkischen Exporterlöse mit dem Verkauf von Baumwolle erzielt. In manchen Gegenden Indiens und Australiens werden die Pflanzen zweijährig in großen Monokulturen genutzt und im semiariden Nordosten Brasiliens wird die Baumwolle sogar fünf- bis zehnjährig angebaut. Die Erträge sind im ersten Jahr relativ gering, im zweiten Jahr gewöhnlich recht gut. Ab dem dritten oder vierten Jahr nehmen sie jedoch infolge von Pflanzenverlusten und stärkerem Schädlingsbefall wieder ab.
 
 Wirtschaftliche Risiken der Monokultur
 
Mit der Entscheidung für die Monokultur macht sich ein Landwirtschaftsbetrieb in hohem Maß abhängig von Markt und Marktpreis. Der Verzicht auf weitere Anbauprodukte kann so zwar im günstigen Fall eine außergewöhnliche Rendite, aber im Falle unvorhersehbarer Katastrophen auch den wirtschaftlichen Bankrott bedeuten. National betrachtet schmälert das bevorzugte Bewirtschaften von Monokulturen überdies das Angebot landwirtschaftlicher Produkte und führt möglicherweise zu einer Belastung der Märkte durch agrarische Überschüsse. Vor allem in Ländern der tropischen Regenwaldklimate werden große Gesamtexportanteile mit Produkten erzielt, die in Monokulturen angebaut werden. Auf Mauritius entfallen so auf Zucker und Rum bis zu 90 %, auf Kuba auf Rohrzucker 83 %, in Ghana auf Kakao und seine Produkte 76 % und in Kolumbien auf Kaffee 66 % der Gesamtexporterlöse. Dabei verfügen diese Länder nicht über eine diversifizierte Exportpalette, sondern hängen in starkem Maß von einem landwirtschaftlichen Produkt ab. Der Preisverfall durch Überangebot oder das Aufkommen alternativer Produkte auf dem Weltmarkt wirkt sich damit drastisch auf ihre Volkswirtschaften aus, da sie den finanziellen Ausfall nicht durch den Export anderer Produkte kompensieren können.
 
Ähnlich stark gefährdet sind Volkswirtschaften wie Einzelexistenzen, wenn natürliche Faktoren wie etwa Klimaschwankungen den Erfolg des Monokulturanbaus beeinträchtigen. Im Süden Malis zum Beispiel wurden Bauern in den 1980er-Jahren von Regierungsvertretern dazu gedrängt, Mais in Monokultur anzubauen. Die Regenzeit des Jahres 1984 war jedoch durch ein extremes Niederschlagsdefizit gekennzeichnet. Es kam zu einem vollkommenen Ertragsausfall und enormen finanziellen Verlusten der Landwirte, die sich nur auf den Anbau von Mais konzentriert hatten. Ein Landwirt dieser malischen Region hatte weiterhin auf die Polykultur gesetzt und neben Mais auch Sorghum und Hirse angebaut. Zwar erntete auch er keinen Mais, brachte aber Ende Oktober eine gute Sorghum- und Hirseernte ein, da diese Produkte nicht so sehr von der anhaltenden Trockenheit betroffen waren.
 
 Ökologische Risiken der Monokultur
 
Manche landwirtschaftlichen Produkte können bei günstigen natürlichen Bedingungen wie fruchtbarem Boden und mildem Klima durchaus in Monokulturen angebaut werden. Baum- und Strauchkulturen lassen dabei die klassische Monokultur eher zu, als dies bei den meisten Feldfrüchten der Fall ist, weil sie keinen alljährlichen Fruchtwechsel erfordern. Zudem lässt sich insbesondere in den feuchten Tropen die Bodenfruchtbarkeit unter dem Laubdach der Bäume und Sträucher gut erhalten, da dessen ganzjähriger Schutz die erosive Kraft der intensiven Niederschläge mindert. Aus ökologischer Sicht steht diesem Bodennutzungssystem demnach zunächst nichts im Wege.
 
Einseitige Fruchtfolgen, in Extremfällen Monokulturen, können sich allerdings nachteilig auf den Humusgehalt und die Mikro- und Makrofauna des Bodens, den Unkrautbesatz, die Nährstoffverfügbarkeit sowie die Pflanzengesundheit auswirken. Hohe Pflanzendichten begünstigen überdies die gleichmäßige Verteilung relativ großer Schädlingspopulationen, noch ehe intraspezifische Konkurrenz und Immigration von Räubern wirksam werden können. Langfristige Monokulturen verschlimmern diese Probleme noch, von denen Pflanzen mit einer langen Reifungsphase und hoher genetischer Uniformität vor allem betroffen sind und die durch die schnelle Evolution insektizidresistenter Organismen verschärft werden. Hinzu kommt, dass sich die Zucht schädlings- und krankheitsresistenterer Pflanzen ihrerseits stimulierend auf die Entwicklung virulenter Krankheitserreger und Schädlinge auswirkt. Schädlinge vernichten noch vor Beginn der Ernte weltweit nahezu 50 Prozent der Erträge. So können einige der ökonomisch bedeutsamsten tropischen Nutzpflanzen (zum Beispiel Baumwolle, Kakao und Kaffee) von schätzungsweise 500 bis 700 Schädlingsarten befallen werden, die insgesamt etwa 15 Prozent der gesamten Welternte zerstören.
 
Monokulturen schaffen für Tiere, die nahrungsmäßig genau auf die angebaute Pflanze spezialisiert sind, beste Voraussetzungen für eine starke Vermehrung. Zugleich finden die Feinde dieser Tiere, beispielsweise der Tauben oder Saatkrähen, in den meist einförmigen Kulturflächen keine geeigneten Lebensbedingungen, wie etwa Nistplätze oder Verstecke. Daher steht der Massenvermehrung der tierischen Schädlinge und einem damit verbundenen Kahlfraß der Monokultur häufig nichts mehr im Weg. Auf diese Weise kann schließlich auch eine Art, die in ihrer angestammten Lebensgemeinschaft durch natürliche Feinde immer in einer für den Gesamtbestand der Biozönose ungefährlichen Individuendichte gehalten wurde, in der Monokultur zum Schädling werden.
 
 Verstärkter Wuchs von Unkräutern gefährdet die Ernte
 
Der vermehrte Monokulturanbau hat das Wachstum von Unkräutern verstärkt, das die Entwicklung der Nutzpflanzen zunehmend gefährdet. So musste sowohl in deutschen als auch in englischen Monokulturversuchen der Anbau primär wegen der erdrückenden Verunkrautung unterbrochen werden. Dabei verursachen Grasunkräuter höhere Schäden und Verluste als andere Unkrautarten. Denn Gräser haben einen kurzen Lebenszyklus und reifen deshalb schneller als die Nutzpflanzen heran, deren Wachstum sie damit beeinträchtigen. Die Samen der Gräser graben sich unter Umständen in den Boden ein und bleiben sehr lange, in Ausnahmefällen bis zu neun Jahren, keimfähig. Um sie zu bekämpfen, greift man im Fall sehr wertvoller Kulturen aus diesem Grund auf die aufwendig Bodendesinfektion zurück, wie etwa in Gewächshäusern oder bei der Produktion von Anzuchterde für Gemüse- und Weinbau. Doch auch vormals harmlose Unkräuter können einen einseitigen Bestand von Kulturpflanzen gefährden. In Mitteleuropa zum Beispiel gibt es Regionen intensiven Ackerbaus mit guten Böden, einseitigen Fruchtfolgen, hoher Düngung und starkem Herbizideinsatz. Hier finden sich nur noch wenige Ackerwildkrautarten, die sich an diese moderne Bewirtschaftung angepasst haben. Durch massenhaftes Auftreten können diese Arten so dominant werden, dass sie die Erträge der Kulturpflanzen ernsthaft gefährden.
 
 Befall durch Krankheiten und Schädlinge
 
Da in Monokulturen Hindernisse wie etwa Hecken zumeist fehlen, fördert diese Form der Bewirtschaftung die Verbreitung von Schädlingen wie Mehltaupilzen, Sattelmücken, Gallmücken und Blattläusen, die vom Wind weitergetragen werden. Insekten können so nur wirksam durch einen Fruchtwechsel bekämpft werden, denn nur er verspricht eine erhebliche Befallsminderung. Schwerer aber noch wiegt die Vermehrung pathogener Organismen, der Pilze, Bakterien, Viren und Nematoden, die durch hohe Pflanzendichten und von Monokulturen mit ständigem Getreideanbau besonders gefördert wird. Getreide beispielsweise wird in den gemäßigten Breiten durch die Erreger der »Schwarzbeinigkeit« und der »Halmbruchkrankheit« geschädigt, wobei sich allerdings der »Decline-Effekt« einstellen kann, das heißt, nach einem anfänglich starken Ertragsrückgang wird trotz der fortgesetzten Monokultur wieder ein akzeptables Ertragsniveau ohne weitere Bekämpfung des Befalls erzielt. Als weitere Krankheiten sind Fußkrankheiten, Typhula-Fäule der Wintergerste und Getreidezystenälchen zu nennen. Im Allgemeinen wird der Ertrag direkt durch den Früchtefraß von Schädlingen gemindert. Indirekte Schädigungen gehen von einer Verringerung der Blattgröße und einer Minderung der Photosyntheserate aus.
 
Um dem Ertragsausfall vorzubeugen, wird die Landwirtschaft chemisiert. Schädlingsbekämpfungsmittel und krankheitsresistente Kultursorten allerdings haben ebenso viele neue Probleme geschaffen wie sie lösten, zumal die schnelle Fortpflanzungsrate sowie Evolution resistenter Schädlinge und Krankheitserreger die Lage weiter verschärften. Pestizide beispielsweise können nicht nur die Zielorganismen töten, sondern auch deren natürliche Feinde. Toxische Stoffe vergiften Grund- und Oberflächengewässer, und einige Chemikalien gelangen schließlich in die Nahrungskette.
 
 Fortschreitende Bodendegradierung
 
Neben den Schädlingsbekämpfungsmitteln hat der verstärkte Einsatz größerer Maschinen, wie er mit einer zunehmenden Intensivierung verbunden ist, schwerwiegende ökologische Beeinträchtigungen zur Folge. So mindert er die Bodenqualität erheblich, denn bei einer immer wiederkehrenden und gleichen Pflugtiefe entstehen deutlich ausgeprägte Pflugsohlen und Überschiebungen des Bodens. Der Einsatz von schwerem Gerät führt außerdem zur Oberflächenverdichtung und folglich auch zu einer Abnahme der Permeabilität und Einsickerungskapazität des Untergrunds. Überdies kann der Anteil organischen Materials im Boden auf Minimalwerte sinken, wenn zu wenig Humus oder Stallmist aufgetragen wird, womit durch die Verdichtung des Substrats und fehlende organische Düngung die Strukturstabilität des Bodens und die nachhaltige Bodenfruchtbarkeit auf dem Spiel stehen. In der Folge wächst das Risiko der Bodenerosion, bei schweren Böden gefördert durch Oberflächenabfluss, bei leichten Böden durch Wind. Durch sie aber geht wiederum humus- und nährstoffreiches Material verloren.
 
Zudem werden dem Boden bei jeder Ernte Nährstoffe entzogen, die dann im natürlichen Kreislauf fehlen. Beim Monokulturanbau ist dieser Nährstoffentzug einseitig, weshalb die Bewirtschaftungsform in besonderem Maße den Einsatz von Mineraldünger erfordert. Langfristig jedoch birgt das die Gefahr eines Nährstoffaustrags in ober- und unterirdische Gewässer durch Überdüngung. Des Weiteren kommt es bei Monokulturen häufig zu einem verstärkten Humusabbau, einem Rückgang der Artenvielfalt der Bodenorganismen sowie einer Abschwemmungsgefahr bei spät schließenden Reihenkulturen in erosionsgefährdeten Gebieten, zum Beispiel bei Anbau von Mais und Zuckerrüben. Dauernder Hackfruchtanbau führt zu hohen Verlusten der organischen Substanz, während dauernder Getreidebau nachhaltige Gefügeschädigungen des Bodens nach sich zieht. Dauerfutterbau auf Ackerland hingegen kommt einer nicht nutzbaren, unwirtschaftlichen Humusspeicherung gleich.
 
 Ökonomie und Ökologie
 
Monokulturen in reinem Bestand kommen in der Natur genau besehen nicht vor; werden sie aber vom Menschen eingeführt, so besteht die Gefahr, dass sie das natürliche Gleichgewicht stören. So hat sich die Fruchtfolge vor allem in der gemäßigten Zone seit Jahrhunderten als wichtigste Grundlage des Ackerbaus bewährt, weil sie nicht nur den Ertrag der einzelnen Frucht, sondern die Bodenfruchtbarkeit selbst beeinflusst. Dabei hängt das Anbauintervall durchaus von der Kulturpflanze und den natürlichen Gegebenheiten des Standorts ab. Denn unter bestimmten klimatischen Rahmenbedingungen sind auch Monokulturen einiger Kulturpflanzen ökologisch gerechtfertigt. Selbstverträgliche Arten wie zum Beispiel Reis, Mais, teilweise auch Baumwolle und Zuckerrohr lassen auch Daueranbau zu, für den Baum- und Strauchkulturen besonders geeignet sind. In Nigeria gibt es Böden, die seit 70 Jahren Ölpalmen tragen, ohne dass sie etwas von ihrer natürlichen Fruchtbarkeit verloren hätten, und Kautschuk- und Kakaoplantagen schädigen die Bodenfruchtbarkeit ebenso wenig wie viele Nassreismonokulturen. Gleiches gilt für Dattelpalmen, die an manchen Stellen schon 100 Jahre offensichtlich ohne Probleme Früchte tragen. Die entsprechenden Arten sind »selbstverträglich«, im Gegensatz etwa zu Weizen oder Gerste, die auch auf besten Böden schon nach achtjährigem Daueranbau rund die Hälfte ihres Ertrags einbüßen, oder zur Zuckerrübe, deren Monokulturanbau gegenüber dem Anbau mit Fruchtwechsel schon nach viermaligem Anbau über 50 Prozent niedrigere Erträge bringt.
 
Unter ökonomischen Gesichtspunkten stellt sich dabei die Frage, inwieweit jene betriebswirtschaftlichen Gründe, die für eine Spezialisierung der Landwirtschaft sprechen, die zum Teil erheblichen Mehraufwendungen aufwiegen, die für den Monokulturanbau von »selbstunverträglichen« Pflanzen erforderlich sind. Verstärkter Einsatz von Schädlings- und Unkrautbekämpfungsmitteln sowie große Düngergaben bedeuten einen höheren Kapitalaufwand für den landwirtschaftlichen Betrieb. Ein alarmierendes Signal ist es in diesem Zusammenhang auch, dass in der modernen Landwirtschaft ein Vielfaches der später in Form der Ernte zurückgewonnenen Energie für Treibstoffe und Kunstdünger aufgewendet werden muss. Diese Rechnung kann, zumindest global betrachtet, auf Dauer jedoch nicht aufgehen. Wenn Monokulturen oft nur bedingt mit ökonomischen Vorteilen verbunden sind und sie zudem das natürliche Gleichgewicht empfindlich stören sowie irreversible Schäden hervorrufen, muss grundsätzlich im Vorfeld geklärt werden, ob auf den dauerhaften Anbau von Pflanzen in Monokulturen nicht verzichtet werden sollte.
 
Prof. Dr. Hans-Dieter Haas
 
Weiterführende Erläuterungen finden Sie auch unter:
 
Brache: Ein agrarpolitisches Instrument
 
Grundlegende Informationen finden Sie unter:
 
Massentierhaltung und industrielle Landwirtschaft
 
 
Arnold, Adolf: Allgemeine Agrargeographie. Gotha u. a. 1997.
 
Bodennutzung und Bodenschutz, herausgegeben von Hans Joachim Fiedler. Basel u. a. 1990.
 Borcherdt, Christoph: Agrargeographie. Stuttgart 1996.
 Eckart, Karl: Agrargeographie Deutschlands. Agrarraum und Agrarwirtschaft Deutschlands im 20. Jahrhundert. Gotha u. a. 1998.
 
Ernährung und Gesellschaft. Bevölkerungswachstum - agrare Tragfähigkeit der Erde, herausgegeben von Eckart Ehlers. Stuttgart 1983.
 Hahlbrock, Klaus: Kann unsere Erde die Menschen noch ernähren? Bevölkerungsexplosion, Umwelt, Gentechnik. München u. a. 1991.
 
Land- und Forstwirtschaft in Deutschland. Daten und Fakten 1999, heraugegeben vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Bonn 1999.
 Nisbet, Euan G.: Globale Umweltveränderungen. Ursachen, Folgen, Handlungsmöglichkeiten. Klima, Energie, Politik. Aus dem Englischen. Heidelberg u. a. 1994.
 
Der Öko-Atlas, herausgegeben von Joni Seager. Aus dem Englischen. Neuausgabe Bonn 1995.
 Sick, Wolf-Dieter: Agrargeographie. Braunschweig 31997.
 Tischler, Klaus: Umweltökonomie. München u. a. 1994.
 Tivy, Joy: Landwirtschaft und Umwelt. Agrarökosysteme in der Biosphäre. Aus dem Englischen. Heidelberg u. a. 1993.
 
Westermann-Lexikon Ökologie & Umwelt, herausgegeben von Hartmut Leser. Braunschweig 1994.

Universal-Lexikon. 2012.

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